Seit 1972 klassifiziert die UNESCO unter bestimmten Bedingungen sogenannte natürliche oder kulturelle Güter mit großer Bedeutung für das gemeinsame Erbe der Menschheit. 2014 gab es mehr als tausend auf diese Art dem Weltkulturerbe zugeordnete Stätten.
Die UNESCO-Liste beinhaltet Standorte wie den Pont du Gard, die Pyramiden von Gizeh oder seit 1988 auch das mittelalterliche Stadtzentrum von Strasbourg, die „Grande île“. Vor kurzem hat die Stadt entschieden, ihr städtebauliches Erbe aufzuwerten, indem sie sich bei der UNESCO um eine Erweiterung der Grand île bewirbt. Diese Erweiterung betrifft die Neustadt, ein Viertel, das während der deutschen Epoche der elsässischen Hauptstadt (1871-1918) unter dem Kaiserreich gebaut wurde.
Der Teil der Neustadt, der dem UNESCO-Komitee unterbreitet wird, reicht vom Place de Haguenau über den Place de la République bis zum Ende des Gartens des Palais universitaire im Boulevard Leblois.
Das Labor DynamE (Dynamiques européennes, Unistra-CNRS) interessiert sich für diesen ehrenvollen Titel und untersucht, welche Veränderungen er für die Strasbourgerinnen und Strasbourger mit sich bringt. Wie nehmen sie das städtebauliche Erbe wahr, in dem sie leben und arbeiten? Welche Beziehungen unterhalten sie mit der Geschichte ihrer Gebäude und ihrer Viertel?
Cathy Blanc-Reibel schreibt ihre Doktorarbeit seit mehr als vier Jahren über den „normalen Gebrauch“ des sich institutionalisierenden Kulturerbes durch die Bewohnerinnen und Bewohner. Zusammen mit ihrer Betreuerin Sandrine Glatrin hat sie einen Fragebogen ausgearbeitet, den sie Passantinnen und Passanten unterbreiten, um zu verstehen, wie sich unsere Beziehung zum Kulturerbe bildet und entwickelt. Das Ergebnis der Studie wird gleichzeitig mit der Entscheidung des Komitees des UNESCO-Weltkulturerbes in Bezug auf die Erweiterung des Titels auf die Neustadt im Januar 2017 bekanntgegeben.